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Ausstellung / Andere Ausstellung / Kaleidoskopische Ausstellung
Freitag, 30.08.24, 11:00 Uhr

Composição

Eine einfache und gleichzeitig offene Frage stand am Anfang dieser Ausstellung: Wie kann das Werk von Ana Jotta, 1946 in Lissabon geboren, einem Publikum vorgestellt werden, das dieses Werk kaum oder gar nicht kennt? Mit anderen Worten: Wie kann die radikal vielgestaltige Kunst von Ana Jotta eingeführt und erfahrbar werden durch eine Ausstellung, die letztlich nicht über die nötige Grösse verfügt, um sie in ihrer wirklichen Breite und Vielfalt zu zeigen? Composição, der Titel der Ausstellung, entstammt einer Arbeit, die hier ausgestellt ist. Er verweist nicht auf das Werk der Künstlerin und versteht sich auch nicht als Kommentar dazu. Viel mehr bezeichnet Composição (Komposition) die Art und Weise, wie diese Ausstellung komponiert und kuratiert ist, welcher Prozess ihr zugrunde liegt und welche Form sie schliesslich annimmt. Für die Wahl der Werke war somit kein bestimmtes Thema oder eine bestimmte Sichtweise ausschlaggebend, sondern eine sehr einfache Regel: Ein Werk wird ausgewählt und dies bringt eine Folge von Assoziationen mit anderen Werken der Künstlerin in Gang. Damit wird ein breiteres Verständnis von Jottas Arbeit möglich und es öffnen sich Zugänge zu den Feinheiten und Eigenheiten ihrer künstlerischen Praxis und subjektiven Welt. Es ist ein heuristischer Prozess, äusserst intuitiv und auf Mutmassungen aufbauend und agiert ohne Plan oder Kompass. Das Ziel war es, eine kaleidoskopische Ausstellung zu kuratieren, die die grosse formale Vielfalt von Jottas Schaffen sichtbar macht und zeigt, wie die Künstlerin auf vielseitige Weise unterschiedliche Materialien und Techniken benutzt. Verwirrend wird für viele die völlige Abwesenheit eines erkennbaren Stils sein, wie er normalerweise unterschiedliche Werke (oder mindestens einen Teil davon) verbindet und auf einen gemeinsamen Nenner bringt. Deswegen ähnelt Composição einer Gruppenausstellung. In Wirklichkeit hat sich Jottas Kunst nie auf einen bestimmten Stil festgelegt. Bereits in den ersten Jahren ihrer Karriere und im Kontext erster Gruppenausstellungen zeigte sich der vielschichtige Charakter ihres Werks. Seit der Gemäldeserie von 1986, die sie im folgenden Jahr in ihrer ersten Einzelausstellung zeigen sollte, entwickelt sich ihre Arbeit entlang von Serien, wobei jede neue Werkgruppe sich in stilistischer Hinsicht oft stark von der vorhergehenden unterscheidet. Somit entzieht sich ihre Arbeit einer linearen Chronologie und kann deshalb kaum oder gar nicht in bestimmte Abschnitte oder Perioden unterteilt werden. Jottas künstlerischer Werdegang ist geprägt von Abweichungen und Diskontinuitäten, durch die sich die Künstlerin ihren kreativen Spielraum offengehalten hat. Dabei handelt es sich weniger um eine kalkulierte Strategie, als um den Ausdruck einer klaren Grundhaltung: Die Künstlerin mag es nicht, bereits begangene Wege wieder abzuschreiten. Interessanterweise fiel die Auswahl für Composição ausgerechnet auf Arbeiten, die meist keiner Serie oder Gruppe angehören – und von der Künstlerin als ihre Einzelkinder bezeichnet werden. Trotz dieses Eindrucks eines «atomisierten» Werks bestehen Gemeinsamkeiten: die Sparsamkeit der Gestaltungsmittel, eine hoch verdichtete Ausdrucksweise sowie ein intensives und geistreiches Denken, welche seit vier Jahrzehnten ihr Werk prägen. Das ist ihre Handschrift.

Veranstaltungsort

Kunsthalle Zürich
Limmatstrasse 270
8005 Zürich
044 272 15 15
info@kunsthallezurich.ch

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